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Die kleine Prinzessin
Diese Geschichte ist von
Luna. Danke dafür. Mail: Luna
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- Es
war einmal......eine kleine Prinzessin, die auf einem von der Erde
weit entfernten Mond geboren wurde. Auf diesem Planeten gab es keine
anderen Menschen, dafür um so mehr Pflanzen und Tiere. Anfänglich
spielte die kleine Prinzessin darum mit den Tieren und wanderte durch
die Wälder, bestieg die Berge, planschte in den Seen und sah jede
Nacht zu den Sternen auf, die in der Ferne so wundervoll leuchteten.
Als sie jedoch heranwuchs und bemerkte, daß es ihresgleichen auf dem
ganzen weiten Mond nicht gab, wurde sie zusehends trauriger und fühlte
eine sehr große Einsamkeit.
Wenn sie einmal eine Frage gehabt hatte, war sie immer zu einem sehr
alten und weisen sprechenden Stein gegangen, der ganz in der Nähe
ihrer Höhle lag und den sie eines Tages einmal entdeckt hatte. Es war
zwar nur ein Stein, aber sie konnte zumindest mit ihm reden, auch wenn
er nicht gerade gesprächig war.
So hatte sie den Stein eines Tages auch gefragt, warum denn niemand
auf dem Mond so sei, wie sie und wie sie irgendwohin gelangen konnte,
wo andere Menschen lebten.
Der Stein brummelte etwas ungehalten, blickte noch grauer und
steinerner dreien und antworte ihr schließlich, weil sie ihm keine
Ruhe ließ: "Eines Tages werde dir wunderschöne Flügel wachsen
kleine Prinzessin und dann wirst du ins Land der Menschen fliegen,
aber ob du deinesgleichen je finden wirst, das kann ich dir nicht
sagen."
So harrte die kleine Prinzessin also geduldig und jeden Morgen, wenn
sie erwachte, sah sie zu allererst über ihre Schultern, ob ihr
inzwischen Flügel gewachsen waren, doch so lange sie auch wartete, Flügel
wuchsen ihr doch nie. Eines Tages hatte sie endgültig genug von ihren
falschen Hoffnungen und lief wütend zu dem Stein.
"Du hast mich belogen Stein, oder wie lange muß ich noch warten
auf diese dummen Flügel? Eher würden wohl die Wolken vom Himmel
fallen, als daß ich je von dieser Einsamkeit befreit werden würde!"
Der Stein aber schwieg.
So ging die kleine Prinzessin zurück zu ihrer Höhle und fing dort an
bitterlich zu weinen. Und eine ihrer warmen Tränen rann über ihr
Gesicht herab und fiel zu Boden. Da wuchs aus dem Boden ein kleiner grüner
Sproß und in den folgenden Wochen reifte er zu einem Strauch, der blühte
und bald eine kleine helle Frucht trug.
Die kleine Prinzessin schaute erstaunt diese Frucht an, die sie nie
zuvor auf ihrem Mond gesehen hatte und überlegte, ob sie sie kosten
sollte. Doch da sie so schrecklich einsam war und ohnehin nicht länger
so alleine leben wollte, pflückte sie die Frucht dann doch eines
Tages und biß hinein.
Im selben Moment verlor sie die Besinnung, sank zu Boden und als sie
wieder erwachte, waren ihr tatsächlich Flügel gewachsen, ganz so,
wie es der Stein ihr prophezeit hatte.
Sie jubelte und flog sofort los in die Richtung der anderen Planeten.
Ihre Reise dauerte 7 Monde lang, dann erreichte sie die Erde und
landete inmitten eines kleinen Waldes am Rande einer Stadt. In dem
Moment, als ihre Füße den Boden der kleinen Lichtung berührten,
fielen ihre Flügel ab und lösten sich sogleich auf. Das beunruhigte
sie jedoch nicht weiter, war sie doch ganz und gar in der gespannten
Erwartung den Menschen hier zu begegnen und endlich nicht mehr einsam
zu sein.
Sie lief an den Rand des Waldes und in die Stadt hinein. Einige
verwunderte Blicke streiften sie flüchtig, da sie nur mit einem
Tierfell bekleidet war, aber die Menschen schienen viel zu beschäftigt
zu sein, um sie weiter zu beachten. Da setzte sich die kleine
Prinzessin auf den Rand eines Brunnens und beobachtete die Menschen.
Niemand beachtete sie und alle schienen mit sich selbst beschäftigt
zu sein. Es wurde langsam dunkel in der Stadt und die Straßen leerten
sich. Mit dem Abend kam auch die Kälte in die Stadt und die kleine
Prinzessin fror. Sie wußte nicht wohin und vermißte ihre warme Höhle
von ihrem Heimatmond. Als es schon dunkel war, schlich sie durch die
Straßen und suchte einen Unterschlupf.
Ein seltsamer Mann sprach sie an auf ihrem Weg und bot ihr an zu ihm
mitzukommen. Da sie froh war aus der Kälte heraus zu kommen, nahm sie
freudig diese Einladung an. Doch der Mann war nur auf ihr Fell aus,
das von einem auf der Erde unbekannten Tier stammte und von dem er
hoffte, daß es ihn reich machen würde. Kaum hatte sich die kleine
Prinzessin zum Schlafen gelegt, stahl er ihr das Fell und verschwand.
Als die kleine Prinzessin am nächsten Morgen erwachte, war sie ganz
und gar nackt.
Sie suchte in der Wohnung und fand einen alten Kittel, den sie sich überstreifte
und verließ dann schnell diesen Ort. Der Hunger trieb sie in die
Lokale und Läden, aber sie traute sich nicht etwas zu nehmen, da es
ja nicht auf Bäumen wuchs und sie ahnte, daß das nur die Menschen
verärgern würde. Nach einer Weile begriff sie, daß die Menschen mit
seltsamen metallenen Scheibchen und papierenen Zettelchen das Essen
eintauschten und sie wunderte sich, wozu die Papiere und Scheibchen
wohl gut sein sollten. So lange sie aber darüber nachsann, sie konnte
den Sinn darin nicht entdecken und hungrig war sie auch noch. Hinter
einem hohen Gartenzaun entdeckte sie schließlich einige Bäume mit Früchten
und beschloß die Nacht abzuwarten und sich dann dort einige zu pflücken.
Als sie so am Rande der Straße auf einer alten Parkbank saß, setzte
sich ein junger Mann zu ihr und begann mit ihr zu reden. Er sah
freundlich aus und sah sie immerzu an, während er von ihren wunderschönen
Augen und Haaren sprach. Die kleine Prinzessin sah verlegen zu Boden,
da sie solche Komplimente nicht gewöhnt war und ihre Wangen glühten
nach einiger Zeit sichtlich. Er aber rückte näher und legte seinen
Arm um ihre Schultern, schmiegte sich mehr und mehr an sie und ließ
sie nicht mehr los, bis er ihr endlich einen Kuß gestohlen hatte.
Dann sprang er auf und tat sehr geschäftig, stammelte etwas von
dringenden Geschäften und davon, daß er am nächsten Tag
wiederkommen würde und verschwand dann übereilt.
Die kleine Prinzessin blieb völlig verwirrt zurück. Ein Stück ihres
Herzens träumte nun nur noch von dem jungen Mann, aber der kehrte nie
zurück. Am folgenden Tag und auch an den darauf Folgenden wartete sie
vergeblich auf der Bank auf ihn.
Da beschloß sie sich auch eine Wohnung zu suchen und diese metallenen
Scheiben und Zettelchen zu erarbeiten, auch wenn sie den Sinn nicht
verstand, aber die Früchte der Bäume waren schon gegessen und nun
hatte sie nichts mehr zum Essen.
Sie ging also in die Läden und Lokale und fragte, ob sie diese Sache,
die die Menschen "Geld" nannten bekommen könne. In einem
der Läden fand sie schließlich eine Arbeit und nach einiger Zeit
bekam sie genug Geld, um sich Kleider, eine Wohnung und genug Essen zu
kaufen. Nun war sie eine von ihnen, lebte wie ein Mensch und nichts
unterschied sie, außer ihr Wunsch nicht mehr einsam zu sein.
Sicher, sie war unter einer Menge Menschen, aber ihre Einsamkeit
verflog nicht wirklich und scheinbar, war sie die Einzige, die sich so
fühlte.
Um sie her waren freundliche Menschen, aber niemandem konnte sie die
Geschichte von ihrem Mond, dem schweigsamen Stein und ihrem Flug zur
Erde erzählen, denn tat sie es doch, so verstummte jeder, sah sie
ungläubig an und lachte dann. So sehr sie sich auch mühte sich ihren
Kummer und ihre Sorgen anzuhören und ihnen beizustehen, in ihren
traurigen Stunden, verstand doch niemand ihren eigenen Kummer. Und
wenn sie es genau bedachte, hatten ihr die Menschen immerzu nur alles
gestohlen, was sie besaß. Wenn sie nicht vorsichtig war und sich vor
ihnen in acht nahm, so stahlen sie ihr auch ihre Zeit und waren doch
nie wirklich für sie da.
Einige Jahre gingen so in das Land und die kleine Prinzessin wurde
immer unglücklicher und einsamer. Sie sehnte sich sogar in die
Abgeschiedenheit ihres Heimatmondes zurück und konnte einfach nicht
glauben, daß die Menschen so lieblos und unachtsam waren.
Doch da sie nicht zurück fliegen konnte ohne ihre Flügel wurde sie
von Jahr zu Jahr kränker, bis sie schließlich ein ganz krankes Herz
hatte, weil es so sehr an ihrer Einsamkeit zerbrach. Alle Menschen um
sie her belehrten sie nur immerzu, daß sie doch Freude haben solle,
an dem, was sie umgab und nicht unglücklich sein dürfe. Aber die
kleine Prinzessin wurde immer blasser und kränker, bis sie nur noch
in ihrem Bett lag und den Tode erwartete.
Eines Nachts träumte sie wieder von ihrem Heimatmond und all den
herrlich blühenden Pflanzen, den leuchtenden Sternen und dem
sprechenden Stein, als dieser im Traum zu ihr zu sprechen begann:
"Kleine Prinzessin, du darfst den Mut nicht verlieren. Auch unter
den Menschen, gibt es viele Einsame. Und der Richtige wird dich unter
Millionen erkennen, so wie du mich unter all den Steinen gefunden hast
damals."
Als die Prinzessin am nächsten morgen erwachte, stand sie aus ihrem
Bett auf, auch wenn sie sehr schwach war inzwischen. Sie lief durch
die Stadt und auch wenn sie bald schon völlig ermüdet war, so lief
sie doch weiter. Ihre Schritte lenkten sie quer durch die ganze Stadt,
über Landstraßen, zur nächsten Stadt und immer so fort. Nachts
schlief sie unter den Sternen, tagsüber lief sie immer weiter. Ihre
Schuhe wurden löcherig, ihre Füße wund, ihre Beine müde, ihre
Seele verzweifelt, aber sie lief weiter immerzu. Eines Tages sah sie
von Ferne einen Mann am Wegesrand sitzen. Er sprach nicht viel, aber
sie ließ sich bei ihm nieder und schwieg mit ihm. Ihre Wanderung
erschien ihr längst sinnlos und ihr krankes Herz hatte keine Kraft
mehr.
Der Mann sah sie an, lächelte und fragte sie: "Möchtest du dich
nicht eine Weile ausruhen?"
Die kleine Prinzessin hätte eh keinen Schritt mehr weitergehen können
und nickte stumm.
So gingen die beiden etwas später in das Haus am Straßenrand, in dem
der Mann lebte. Er bereitete der kleinen Prinzessin ein warmes Bad und
weiches Bett und ein wunderbares Essen und legte sie dann zwischen die
Kissen, in denen sie ganz schnell einschlief. Als sie am nächsten
Morgen erwachte, räumte sie das Geschirr vom Vortag in die Schränke,
polierte die Möbel und Böden und als der Mann am Abend nach Hause
heimkehrte, staunte er nicht schlecht, daß die Prinzessin das Haus in
Ordnung gebracht hatte.
Er lächelte und die kommenden Tage und Wochen verflogen, ohne daß
die kleine Prinzessin je daran dachte wieder zu gehen, oder der Mann
je fragte, ob sie wieder gehen würde.
Eines Abends saßen die beiden vor dem Haus und sahen zu den Sternen
auf und die kleine Prinzessin erzählte ihre Geschichte von ihrem
Heimatmond, den vielen Tieren, dem Stein, der sprechen konnte und
ihrem Flug zur Erde. Da lächelte der Mann, nahm sie fest in seine
Arme und sagte: " Woher auch immer du gekommen wärst, ich danke
den Sternen, daß sie dich gebaren und zu mir sandten, denn ich liebe
dich von ganzem Herzen. Und so lebten sie beide glücklich und
zufrieden viele Jahrhunderte lang.
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