Kostenlose Bücher sorgen für steigende Verkäufe
Bloß nichts umsonst weggeben, ist die Maxime von vielen
Rechteverwertern. Denn wenn die Konsumenten Inhalte kostenlos bekommen,
kaufen sie sie nicht. Doch das stimmt so nicht, hat der Schriftsteller Paulo
Coelho bewiesen: Er stellt seine Bücher ins Netz - und verkauft seither viel
mehr.
Das Netz, sagte der
brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho auf der Konferenz "Digital, Life,
Design" in München, ermögliche ihm den Kontakt zu seine Lesern. Jeden Tag
verbringe er zwei Stunden damit, sein
Blog zu führen oder mit seinen
Lesern über Myspace und Facebook zu kommunizieren. Er liebe das Internet.
Bücher zu schreiben, so Coelho, sei eine
"einsame Angelegenheit".
Deshalb genieße er den Leserkontakt. Zum ersten Mal in seinem Leben könne er
mit seinen Lesern interagieren. Das sei für ihn eine
"Segnung des Internets".
Gleichzeitig nutzt der
Schriftsteller seit einigen Jahren das Netz erfolgreich zur Vermarktung
seiner Bücher. So konnte Coelho zum Beispiel in Russland die Verkäufe seiner
Bücher ankurbeln, indem er eines kostenlos im Internet zur Verfügung
stellte: Im Jahr 2000 verkaufte er auf Grund von Vertriebsproblemen nur
1.000 Bücher im Jahr. Daraufhin entschloss sich Coelho, eine Website
einzurichten, über die er seinen Roman "Der Alchemist" auf Russisch
kostenlos zum Download anbot. Er sehe keinen Widerspruch darin, dass seine
Leser etwas umsonst bekämen und anschließend seine Bücher kaufen.
Der Erfolg habe ihm Recht gegeben: In nur einem Jahr konnte er seine
Verkäufe verzehnfachen. Inzwischen werden Coelhos Romane auch in Russland
millionenfach verkauft. Weltweit, so sagte er, habe er inzwischen 100
Millionen Leser.
Seine eigenen Erfahrungen haben Coelho dazu gebacht, das Urheberrecht zu
überdenken. "Wir sollten Kunst und
Inhalt aus einer anderen Perspektive betrachten", konstatierte
der Schriftsteller und empfahl, großzügig mit den Inhalten umzugehen. Dann
bekomme man auch etwas zurück.
Quelle:
http://www.golem.de/0801/57147.html
Januar 25th, 2008 by Lambert Heller
Janko Röttgers schreibt in seinem
P2P Blog, wie und warum ein Romanautor heute zum Buchpiraten wird,
der seinen Leserinnen und Lesern dabei hilft, digitale Kopien zu klauen:
The best-selling Brazilian author
Paulo Coelho told the audience of the
Digital Life Design conference last week in Munich that he has been
secretly helping online book pirates - and in turn has gotten thousands
and thousands of new readers.
Coelho said that he had some great experiences with free promotional
book downloads, but oftentimes foreign publishers wouldn’t support the
idea of giving away his books. So he got creative and mingled with the
pirates.
Coelho went to Torent sites and downloaded copies of his books in all
kinds of different languages. He then started a Wordpress blog called
Pirate Coelho and uploaded all those pirated copies there, free to
download for everyone. Of course, he had to make some publicity for this
site, so he decided to “find” it himself. From his keynote speech:
“We put up a link on the blog, like I was very surprised. (…) The
link is on the main page of my blog. I have to play a little bit naive,
that I don’t know. But people go there, they download the book, and,
believe it or not: The sales of the book increased a lot.”
Paulo Coelho has sold over 100 million books worldwide, and his works
have been translated into 66 languages. He told his audience in Munich
that he believes authors can benefit from following his example and giving
away their works:
“At the end of the day people are going to buy it because it
stimulates people to read and it simulates people to buy.”
You can
watch his complete keynote speech here.
http://log.netbib.de/archives/2008/01/25/paulo-coelho-der-autor-als-buch-pirat/
Das Literatur-Cafe: Paulo Coelho stellt Raubkopien der eigenen Werke ins Netz -
und verkauft mehr Bücher
Paulo Coelho
stellt Raubkopien der eigenen Werke ins Netz - und verkauft mehr Bücher
»Raubkopierer sind Verbrecher.«
So lautet die einfache
Kampagnen-Logik der Musikindustrie, der sich mittlerweile auch die
Verlage angeschlossen haben. Demnach ist auch der Bestsellerautor
Paulo Coelho (»Der Alchemist«,
»Die Hexe von Portobello«) ein Verbrecher. Man hätte ihn am vorvergangenen
Montag in München gleich verhaften sollen.
Vor über 100 Zuhörern gestand
Coelho auf der DLD-Konferenz, dass nicht ein anonymer Fan, sondern er
selbst die Website »Pirate Coelho« (piratecoelho.wordpress.com) ins Netz
gestellt habe.
Coelho hat sämtliche illegalen
digitalen Kopien seiner Werke im WWW und in den Tauschbörsen
zusammengesammelt und verlinkt sie auf dieser Website. Um die Site noch
populärer zu machen, hat er sie sogar auf seiner offiziellen Website
verlinkt und in einem Blog-Eintrag mit gespieltem Entsetzen darauf
verwiesen.
Warum tut dieser Mann das? Nach
der Logik der Verleger gräbt er sich damit doch das eigene Wasser ab.
Niemand wird seine Bücher kaufen, wenn man sie umsonst im Netz bekommt.
Falsch, sagte Coelho in
München, denn das Gegenteil sei der Fall! Der Verkauf seiner Bücher habe
sogar zugenommen. Doch wie begründet Coelho dies? Wer will, kann es in
seiner 20minütigen Rede selbst hören, die hier online anzusehen ist (das
Video dauert zwar 1 3/4 Stunden, jedoch spricht Coelho gleich am Anfang in
den ersten 20 Minuten).
Bereits im Jahr 2000 stellte
Coelho ein Buch, das er speziell für diesen Zweck geschrieben hatte,
kostenlos auf seiner Website als Download zur Verfügung. In den ersten fünf
Monaten wurde die Datei über 1 Million Mal heruntergeladen. Ein offenbar
großer Erfolg. Doch bis zum heutigen Tag, so Coelho, gab es keinen einzigen
Kommentar zu diesem Buch. Coelho folgert daraus, dass die Leute das Buch
zwar in einer Jäger- und Sammler-Mentalität herunterladen - aber nicht
lesen. Coelho: »Wenn die Menschen lesen wollen, dann kaufen sie die Bücher.«
Aufgrund dieser Erfahrung machte
Coelho ein weiteres Experiment: Der Verkauf seines Romans »Der Alchemist«
verlief in Russland nur schleppend. Es gab Probleme, das Buch in die
Buchhandlungen zu bringen. Er verkaufte nur 1.000 Exemplare im ersten Jahr.
Daraufhin stelle Coelho eine Raubkopie der russischen Ausgabe ins Netz. Der
Verkauf wuchs auf 10.000 Exemplare im darauf folgenden Jahr an. Im Jahr
danach waren es dann über 100.000 verkaufte Bücher. Coelhos Verleger
wunderte sich, denn beworben wurde das Buch nicht. Coelho führt diesen
Erfolg ausschließlich auf die frei im Netz verfügbare Raubkopie zurück. »Die
Leute laden sich das Buch herunter, beginnen zu lesen. Und wenn es ihnen
gefällt, fragen sie nach und wollen das Buch kaufen. Die Nachfrage steigt,
und das Buch ist plötzlich verfügbar.« Wieder ein Jahr später wurden in
Russland 1 Million Bücher verkauft.
»Es ist fantastisch«, schwärmt
Coelho, »man gibt den Lesern sein Buch und diese entscheiden, ob sie es
kaufen wollen oder nicht.«
Und so erstellte Coelho
schließlich die Website mit den Links zu den Raubkopien.
»Es gibt keinen Konflikt zwischen
der Tatsache, dass es etwas umsonst gibt, und am Ende des Tages kauft man
es, weil es die Leute zum Lesen und Kaufen anregt.
In seinem Vortrag berichtete
Coelho auch darüber, dass das Internet ein wunderbares Medium sei, um seine
Leserinnen und Leser kennen zu lernen. Zwar betonte er gleich zu Beginn
seiner Rede, dass nichts die persönliche Begegnung ersetzen könne, doch
verbringe er täglich an die drei Stunden, um über sein
Blog, Facebook,
Flickr und
mySpace mit den Lesern in
Kontakt zu treten.
Coelho macht sich auch keine
Sorgen darüber, dass die oftmals kryptischen und abgekürzten Schreibweisen
im Netz die Sprache verändern. Die Sprache lebt, so Coelho, der davon
überzeugt ist, dass sie sich bedingt durch die Kommunikation im Netz in 20
Jahren radikal geändert haben wird. Und dennoch wird gerade im
Internet-Zeitalter mehr als zuvor gelesen und geschrieben.
Leider wurde in einigen
Medienberichten
fälschlicherweise geschrieben, Coelho habe gefordert, »einen anderen
Blick auf das Urheberrecht« zu werfen. Das ist Unsinn, denn sicherlich würde
auch für Coelho spätestens dann der Spaß aufhören, wenn andere seine Werke
unter ihrem Namen veröffentlichen würden. Coelho hielt den Vortrag auf
Englisch und sprach von »Copyright«, was in diesem Zusammenhang nichts mit
dem (deutschen) Urheberrecht zu tun hat. Der Begriff »Verbreitungs- und
Nutzungsrechte« wäre passender gewesen.
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